Im Norden der Holsteinischen Schweiz am Selenter See steht unsere rund 800 Jahre alte St.- Servatius-Kirche zu Selent. 1197 wurde sie urkundlich erstmalig erwähnt. Sie ist damit die älteste Kirche im nördlichen Kreis Plön.
Die St.-Servatius-Kirche ist die nördlichste Kirche Europas, die dem (Eis-) Heiligen Servatius (lat. der Gerettete) geweiht wurde. Vermutlich brachten holländische Siedler seine Verehrung als Schutzheiligen mit ins Land, die durch Graf Adolf II zu Schauenburg nach den Kämpfen mit den slawischen Wagriern im 12. Jahrhundert angesiedelt wurden.
Der Heilige Servatius war im 4. Jahrhundert Bischof in Tongern und wurde im Dom zu Maastricht am 13. Mai 384 beigesetzt. Noch heute feiert die Gemeinde diesen Tag mit dem sog. Turmblasen, da der Turm auch der älteste Teil der Kirche ist. Die in ihm vermauerten teilweise unbehauenen urigen Granitfindlinge sowie der Taufstein zeugen von der Gründung der Kirche zur Zeit des Missionars Vicelin.
Sie wurde zunächst als kleine spätromanische Saalkirche errichtet, erhielt aber schon im Anfang vom 13. Jh. ihre für eine Dorfkirche außergewöhnlich prächtige gotische Einwölbung, deren historische Bemalung 1975 rekonstruiert wurde.
Durch zwei spätere Kapellenanbauten der gräflichen Patronatsfamilien Rantzau und Reventlow mit darunter befindlichen Gruften erhielt sie ihren jetzigen kreuzförmigen Grundriss.
Neben dem lebendig gestalteten Altar, der den Blick unweigerlich auf sich lenkt, zählen zur spätmittelalterlichen Ausstattung noch eine Kreuzgruppe um 1500, die gestiftete Schnitzkanzel von 1595 mit Szenen zum Heilswirken Christi und niederdeutschen Untertexten sowie ein Tafelgemälde `Anbetung´ der Hirten des späten niederländischen Malers Pieter Aertsen (1566).
Zur wertvollen Ausstattung der Kirche zählt der in einer Lübecker Schnitzwerkstatt um 1470 angefertigte und gestiftete Flügel- oder auch Schnitzaltar mit vier Flügeln.
Er wurde früher während der Fasten- oder Passionszeit vor Ostern geschlossen, so dass dann die im 17. Jh. nachträglich mit Szenen aus der Passion Jesu bemalten Außenflügel zu sehen waren. Er ruht auf einer Predella mit sieben Heiligenfiguren und zeigt unter dem Hauptfeld mit der Kreuzigungsszene die Antlitze der vier Kirchenväter.
Der Altarraum ist umschlossen von einem in Eichenholz geschnitzten barocken Altargitter in Knorpelform von 1678.